Vor fast genau einem Monat, am 19. April 2021, wurde in Warschau dem 78. Jahrestag des „Warschauer Ghetto – Aufstandes“ gedacht. Beim Gedenktag an den größten bewaffneten Aufstand von Jüdinnen und Juden gegen ihre Mörder wehte an den Gedenkplätzen die Fahne Israels. Am gleichen Tag begannen in Jaffa und Jerusalem die Ausschreitungen und Krawalle, die den Anfang der aktuellen Hasswelle gegen Israel bildeten. Am Tempelberg, einem Zentrum der Ausschreitungen, genauer gesagt an der Western Wall, wehte ebenfalls eine israelische Fahne. An beiden Tagen weht ein und die selbe Fahne an zwei unterschiedlichen Orten, in Israel als Staatssymbol und in Warschau auch als Widerstandssymbol. Sie zeigt auf, was der jüdische Staat Israel ist: die emanzipatorische Bewegung von Jüdinnen und Juden zur Abwehr und Bekämpfung von Antisemitismus im Rahmen der in Nationalstaaten geordneten bürgerlich-kapitalistischen Welt. Ein staatlich organisierter Schutzraum, dessen oberste Prämisse es ist, das, vor allem in Deutschland mehr zur Heilung der eigenen Volksseele viel beschworene, Nie wieder auch wirklich in die Tat umzusetzen – Nie wieder wehrlos!
Am Mittelmeer agieren islamistische Terrorgruppen wie die Hamas, deren ganze Struktur darauf ausgerichtet ist, den jüdischen Staat zu vernichten und die eigene mörderisch unterdrückte Bevölkerung als propagandistische Manövriermasse, menschliche Schutzschilder oder Rekrutierungseinheit vom Kindesalter an zu benutzen. Von den über 3000 Raketen die letzte Woche auf Israel aus Gaza abgefeuert wurden, landeten um die 500 Stück im Gaza-Streifen selbst. Das ist der antisemitischen Mörderbande aber egal und in der internationalen Presse ist davon fast nichts zu lesen. In Deutschland und anderen Ländern fühlen sich die „Israelkritiker“ beflügelt durch die Raketen der Terrorantisemiten vom Mittelmeer und verbrennen öffentlich die blau-weiße Fahne mit dem Davidstern, greifen Synagogen an und rufen in allen möglichen Sprachen zu Gewalt gegen Jüdinnen, Juden und den jüdischen Staat auf. Soweit das Auge reicht – überall nur „kritische Kritiker“! Gerade in Deutschland und speziell unter Linken, wird der Volkssport der „legitimen Israelkritik“ all zu oft und obsessiv zelebriert. Dieser wird dann noch angespornt durch universitäre geistige Ergüsse wie der „Jerusalem Declaration on Antisemitism“, welche die „Israelkritik“ und ihrem globalen Spitzenverein „BDS“ Legitimation verschaffen will. Eine Folge dieses jahrzehntelangen gepflegten Antisemitismus ist das Fordern der „Zivilgesellschaft“, dem Auswärtigem Amt und dem Feuilleton nach „Ausgeglichenheit“ und „Deeskalation“. In der Obsession beseelt immer „beide Konfliktparteien“ zur Beruhigung der Lage aufzufordern, zeigt sich unter anderem ganz perfide das alte antisemitische Muster, dass Juden selbst auch am Antisemitismus Schuld hätten. Diese „ausgeglichene“ Meinung führt gegenwärtig aber auch zumeist dazu, dass Israel die Selbstverteidigung erlaubt wird. Das lassen sich Linke aller Couleur , Journalisten genau so wenig nehmen wie der Außenminister. Welch Hybris!
Vor allem deutsche Linke sehen sich immer wieder als die Gerufenen, als diejenigen, die den Unterdrückten dieser Erde in ihrem Kampf gegen den „alles zerstörenden Imperialismus“ zur Seite stehen müssen. Sie entlarven dabei aber einzig und allein ihre Unfähigkeit zu verstehen, was es bedeutet, dass die Welt so einzurichten sei, dass Auschwitz nicht mehr geschehe. Es kann gegenwärtig nur heißen: Am Israel Chai! Wenn der staatliche Schutzraum von Jüdinnen und Juden immer wieder dauerhaft und massivst von Antisemiten angegriffen wird, jüdische Menschen und Synagogen in Deutschland deswegen attackiert werden oder weiterhin auf internationaler Ebene ausgeholfen wird, religiös-fundamentalistische Regime, die Israel mit Vernichtung drohen, aufzurüsten, dann gilt es nicht zwanghaft auszudifferenzieren, sondern bedingungslos solidarisch mit allen Jüdinnen und Juden und Israel zu sein und die Flagge des notwendigen Widerstands gegen Antisemitismus hochzuhalten.