Am 24. Oktober 2024 ist unser guter Freund und Genosse Schraube (Jochen) völlig unerwartet und viel zu früh im Schlaf verstorben.
Für über zwei Jahrzehnte war er in der radikalen Linken und Subkultur aktiv und hat diese mitgeprägt – in Wunstorf, Hannover und bundesweit. Nicht nur durch die zahlreichen Plakate, Logos, Flyer und Kampagnendesigns, die er in den vergangenen Jahren für verschiedene linke Gruppen, Bündnisse, Gewerkschaften und Bands geschaffen hat, wird er in Erinnerung bleiben. Viele von uns sind erst durch ihn in autonome Zentren, politische Gruppen und Kollektive gekommen. Beim Rest hat er dafür gesorgt, dass wir dort bleiben wollten, weil auch er da war. Dafür sind wir ihm unendlich dankbar.
Der „Linksextremist mit der prägnanten Rabennase“, wie ihn einst ein Schreiben der Sicherheitsbehörden betitelte, blieb sein Leben lang entschiedener Kommunist – trotz und vielleicht auch gerade wegen diverser Repressionsversuche, die allerdings ohnehin nie zum Ziel führen konnten. Schließlich war er „unschuldig wie immer“, wie er selbst zu betonen pflegte.
Schraube war einer von den Menschen, die es mit ihrer Überzeugung ernst meinten und Politik nicht als bloßes Hobby oder im Rahmen ihrer adoleszenten Phase betrieben. Mit ihm zu diskutieren hat sich auch deshalb gelohnt, weil er Positionen, die er falsch fand, nicht einfach hinnehmen wollte. Gemeinsame Gespräche waren mal lustig, mal ernsthaft, stets klug aber nie verbissen. Ein Genosse, wie ihn sich alle wünschen – aber nur die wenigsten bekommen.
Schraube hatte einen ausgeprägten Hang zum schönen Leben. Wir erinnern uns an ihn mit einem Glas Weißwein oder einem Aperol Spritz in der Hand. Bei ausgelassener Feierei oder beim Aufbau einer Soundanlage. Als Dauergast auf dem Trance Floor oder hinter dem selbstgemalten DJ-Pult eines fix zusammengeschusterten Open Air-Tresen, die übriggebliebene Menge einheizend. Wir sehen ihn vor uns auf dem Sattel eines Rennrads, den „Col de la Schuft“ erklimmend oder in seinen neuen Schuhen durch die Leinemasch laufend.
Wir haben uns in den vergangenen Tagen hunderte Geschichten erzählt, die von seinem einzigartigen Humor, seiner Liebe zum Exzess aber auch von seiner Freundschaft und seiner Hilfsbereitschaft zeugen. Und wir werden nicht aufhören, sie immer wieder und wieder zu erzählen.
Schraube hinterlässt eine Lücke, die nicht gefüllt werden kann. Er fehlt schon jetzt unfassbar. Lasst uns nicht nur seinen Tod betrauern, sondern auch auf sein Leben anstoßen. Denn nichts anderes hätte er gewollt.
Schraubes Freund:innen und Genoss:innen im Oktober 2024